Dtsch med Wochenschr 2017; 142: 163-168
DOI: 10.1055/s-0042-122556
Vulnerabilitätsabschätzende Diagnostik Die Abschätzung der Vulnerabilität eines alten Krebspatienten sollte über eine bloße Sichtung anamnestisch bekannter Komorbiditäten und klinische Beurteilung des „Performance Status“ hinausgehen. Geboten ist stattdessen eine lückenlose Fahndung nach geriatrischen Syndromen, weil daraus Änderungen sowohl des onkologischen als auch geriatrischen Therapieplans resultieren können. Eine systematische Erfassung gelingt mittels geriatrischer Konsultation, Screenings und Assessments. Vulnerabilitätsangepasste onkologische Therapie Kontinuierliche Fortschritte bei onkologischen Therapieverfahren führen dazu, dass alte Krebspatienten heute häufiger und differenzierter als früher tumorspezifisch behandelt werden können. Jüngst wurden zahlreiche neue monoklonale Antikörper, Kinasenhemmer sowie andere zielgerichtete Therapeutika zugelassen, wobei der Nutzengewinn zum Teil auch spezifisch bei alten Krebspatienten dokumentiert wurde. Dennoch sind diese Medikamente nicht frei von Nebenwirkungen und das Toxizitätsrisiko bleibt oft gegenüber jüngeren Patienten erhöht. Auch das Risiko von Wechselwirkungen solcher Präparate mit der häufig vielfachen Begleitmedikation eines alten Krebspatienten muss von allen Mitbehandlern jetzt zunehmend beachtet werden. Vulnerabilitätsmildernde geriatrische Therapie Mit dem Ziel, die Vulnerabilität alter Krebspatienten zu senken und dadurch die Verträglichkeit und Durchführbarkeit der onkologischen Therapie sowie das Gesamtüberleben zu verbessern, sollten geriatrische Syndrome bei solchen Patienten häufiger als bisher üblich behandelt werden. Für ein standardisiertes, onkogeriatrisches Syndrom-Management ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Onkologen, Geriatern und anderen Mitbehandlern weiter zu stärken.
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