Zusammenfassung
Hintergrund
Die 2009 erschienene S3-Leitlinie „Demenzen" ist ein Meilenstein zur Qualitätsverbesserung der Diagnose und Therapie demenzieller Erkrankungen. Demenzen werden zu einem großen Teil durch niedergelassene Ärzte diagnostiziert und behandelt. In dieser Befragungsstudie wurde daher die Umsetzung der Leitlinie im ambulanten Setting untersucht. Darüber hinaus wurden verhaltenssteuernde Faktoren identifiziert, die das tatsächliche diagnostische und therapeutische Vorgehen im klinischen Alltag beeinflussen.
Methoden
Über einen Internet-Fragebogen wurden bundesweit in der ambulanten Demenzversorgung tätige Ärzte kontaktiert. Aus der S3-Leitlinie „Demenzen" wurden Fragen zur Diagnostik und Therapie abgeleitet. Zudem wurden über ein etabliertes psychologisches Vorhersagemodell verhaltenssteuernde Faktoren in der Umsetzung der Leitlinie erfasst.
Ergebnisse
Von 2755 kontaktierten Ärzten konnten die Daten von 225 Teilnehmern verwendet werden. Die Diagnoseempfehlungen der S3-Leitlinie wurden in zufriedenstellendem Maße (Kurztestkombinationen in mindestens 68 %, zerebrale Bildgebung in mindestens 93 % und erweiterte Labordiagnostik in mindestens 27 % der Fälle) umgesetzt. Jedoch wurden lediglich zwei Drittel der Patienten mit der Indikation zu einer leitliniengerechten Behandlung entsprechend therapiert. Dabei wurden in nennenswertem Maße nichtempfohlene Medikamente verschrieben. Insbesondere die dauerhafte Einnahme niedrig- und hochpotenter Neuroleptika war nicht unerheblich (Verordnung durch mindestens 14 % der nichtspezialisierten Fachärzte und durch 8 % der Neurologen, Nervenärzte und Psychiater). Als verhaltenssteuernde Faktoren in der Umsetzung der S3-Leitlinie hatten normative Annahmen („Kollegen und Patienten erwarten die Umsetzung der Leitlinie") überraschenderweise den stärksten Einfluss, erst danach folgte die eigene Einstellung zum Verhalten („Einsatz der Leitlinie verbessert Diagnostik und Therapie").
Schlussfolgerungen
Es zeigte sich eine überwiegend leitliniengerechte Diagnostik demenzieller Erkrankungen in der ambulanten Praxis. Defizite bestanden in der Häufigkeit einer medikamentösen Therapie bei Patienten mit Therapieindikation, der Verschreibung nichtempfohlener Medikamente und dem nicht selten dauerhaften Einsatz von Neuroleptika. Interessanterweise zeigte sich als Motivation zur Umsetzung der Leitlinie v. a. die Erwartung anderer Kollegen und weniger die eigene Überzeugung zur Richtigkeit der Leitlinie.
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